Ausstellungsarchiv

Österreichische Fotografie und Malerei aus fünf Jahrzehnten

15.02.–17.03.2018

Im Fokus der Ausstellung steht die „direkte Kunst“. Wir zeigen die unterschiedlichen Facetten, die sich Österreich-spezifisch von den 1960er-Jahren bis heute herausgebildet haben. Den Ausgangspunkt bildet der Aktionismus, der eine radikale Abkehr vom Tafelbild als Symbol des „bürgerlichen Kunstbegriffes“ forderte und den menschlichen Körper zum eigentlichen künstlerischen Material erklärte. Die Haut des Künstlers wurde zum Bildträger. Günter Brus bemalte seinen Körper und setzte ihn Zerreisproben aus, Rudolf Schwarzkogler bandagierte seine Modelle, Otto Muehl verschnürte sie, Hermann Nitsch etablierte Blut- und Schlachtungsrituale als eigene, gesamtheitliche Kunstform. Die Choreografie der Aktionen war stets präzise skizziert. Die Fotografen Ludwig Hoffenreich, Walter Kindler, Michael Epp, Marc Adrian und Franz Hubmann hatten sich in ihrer Dokumentation genau nach den Anweisungen der Künstler zu richten.

Rudolf Schwarzkogler – für viele der konsequenteste unter den Wiener Aktionisten – entwickelte eine sehr persönliche und konzeptuell ausgerichtete Art von Performance, die ohne Interaktion mit dem Publikum stattfand. Einzig das Foto diente zur Orientierung, was eine hohe Konzentration auf die Person des Künstlers erforderte. Die Galerie zeigt eine Auswahl früher Vintage-Prints und Editionen.

2007 gab Philipp Konzett in Zusammenarbeit mit dem Archives Muehl exklusive Fotoserien der Materialaktionen Nr. 5, Nr. 15, Nr. 19 von Otto Muehl heraus. Die Auswahl aus rund 700 Negativen traf Otto Muehl noch vor seinem Tod. Die extrem niedrige Auflage von 7 + 2 e. A., sowie das Format von ca. 200 x 160 cm machen diese Serien zu Museumsstücken.

Auf performativer Ebene agieren auch Friederike Pezold, VALIE EXPORT oder aktuell Christian Eisenberger und Elke Krystufek. Sie begreifen sich als Subjekt, Medium und Objekt ihrer Inszenierungen. Der eigene Körper wird zum Ausdruckträger sozialer und gesellschaftspolitischer Botschaften, wobei nicht nur kulturelle Wertvorstellungen vermittelt und Identitäten geschaffen werden, sondern auch Kritik geäußert und kultureller Wandel initiiert.

Otto Muehl dominiert auch den malerischen Teil der Ausstellung. Die beiden Ölbilder „Ritual Sex (Papyrus 55001)“ und „Ohne Titel“, beide 1984, aus der „Ägyptischen Phase“, zählen zu den Hauptwerken aus dieser Zeit. Die Leidenschaft dafür weckte Patsy ihn ihm, eine Studienkollegin und Jugendliebe: „otto, du wirst sehen, die ägyptische kunst, sagte sie und machte mit beiden händen eine ekstatische bewegung nach oben seitwärts und atmete hörbar ein, wird dich einfach zu boden schleudern, dich samt deinem cezanne. Aber, aber, sagte ich.“ Hubert Klocker (Hrsg.) Otto Muehl, Ausgewählte Arbeiten 1963–1986, Wien 1986.

Im Schauraum zu sehen ist „van Gogh als Ziege“ ein weiteres Hauptwerk aus den 1980er Jahren. Hier nimmt Muehl mit radikal-expressivem Pinselstrich Bezug auf die Malweise von van Gogh und stellt damit einmal mehr er seine unkonventionelle Arbeitsweise in Verbindung mit hoher künstlerischer Qualität unter Beweis.

Ebenfalls im Schauraum ausgestellt ist eine der bedeutendsten Druckgrafiken von Hermann Nitsch. Der Siebdruck „Das Letzte Abendmahl“ wurde 1983 editiert. Als Vorlage diente die gleichnamige Zeichnung von 1976-1979, die in einem einzigen durchgehenden Papier realisiert wurde. Im Zusammenhang des Orgien Mysterien Theaters entspricht die Komposition dem "entwurf einer unterirdischen stadt nach dem bilde des letzten abendmahles für das aktionsdrama die zerstörung und wiederentstehung unseres Weltalls."(Hermann Nitsch)

Christian Rosa ist zum erstem Mal in der Galerie vertreten. Der Künstler hat in Wien bei Daniel Richter Malerei studiert.  „Rosas Gelassenheit in seinen Kompositionen, die er in „musikalischer“ Weise im Stile eines alten Meisters, der längst auf die Gesellschaft zu verzichten gelernt hat, auf die Leinwände zaubert, entspringt einer tiefen Weisheit, die Bürokraten völlig fremd ist. Man vergleicht Rosa mit dem späten Miró oder Basquiat und hält ihm das vor. Das ist typisch österreichisch. Kunst kommt von Kunst. Rosas Lässigkeit, aber auch Bedächtigkeit im Farbauftrag und Bewusstheit in der Farbkomposition, seine Aufgeräumtheit und das Wissen um das „heilige“ Nichts, machen diesen Künstler zu einem Meister.“ Lukas Pusch, der Antist.

Für Franz West war grundsätzlich alles kunstwürdig. Künstler und Rezipient waren in Interaktion gleichermaßen am künstlerischen Legitimationsprozess beteiligt. Seit 1977 produzierte Franz West seine legendären Passstücke, meist mit Bandagen und Gips. In der Ausstellung zeigen wir seltene Collagen aus den 1970er- und 1980er-Jahren.

"Die Arbeiten von Rudolf Polanszky sind einer Sprache ähnlich und bedienen sich einer Abfolge oder eines Arrangements von Zeichen und Symbolen, jedoch ohne direkt auf Begrifflichkeiten zurückzugreifen, ohne dabei eine Richtung im Verhältnis von Ursache und Wirkung vorzugeben. Es bleibt offen was jeweils Ursache und was Wirkung ist. Die Wirklichkeit als Prinzip wird durch die Performance der Wirklichkeit ersetzt, einschließlich unserer Vermögen und Mechanismen der Repräsentation und Interpretation." (Cem Angeli)

Joseph Beuys, Dieter Roth und Andy Warhol vertreten internationale Positionen. In Deutschland hatte sich parallel zum Aktionismus mit Fluxus eine Kunstform etabliert, aus der mit Joseph Beuys und Dieter Roth Künstlerpersönlichkeiten hervorgingen, die amerikanische Ansätze der Pop Art einer sozial- und umweltpolitisch kritischen sowie prozessorientierten Radikalisierung unterzogen und durch Rückgriffe auf Elemente des Readymade neu inszenierten.

Bei Andy Warhols „Pop Art Ikone“ „Brillo Box“ von 1966 handelt es sich um die gemalte Nachahmung des Originals, als Bestandteil einer Installation von 400 gleichartigen Exponaten, in einer erschwinglichen Preiskategorie, die jedoch nicht rezipiert wurde. Die Arbeit von Joseph Beuys ist im Kontext seiner sozial- und umweltpolitisch kritischen Haltung zu sehen. Als Teil einer großangelegten Performance symbolisierte die Installation die Hoffnung, die Dualismen Ost und West, bzw. Mystizismus und Materialismus mittels Kunst zu vereinen zu können.

Im Fokus der Ausstellung steht die „direkte Kunst“. Wir zeigen die unterschiedlichen Facetten, die sich Österreich-spezifisch von den 1960er-Jahren bis heute herausgebildet haben.

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