Christian Eisenberger
* 1978 in Semriach, Stmk. (A)
lebt und arbeitet in Wien (A)
1999
Studium der Malerei in der Ortweinschule Graz.
ab 2000
Fortsetzung der Ausbildung an der Universität für angewandte Kunst Wien; Studium in der Klasse Transmediale Kunst von Brigitte Kowanz.
„Christian Eisenberger ist wortkarg und ideenreich. Er ist einer, der bis über die Ellbogen ins Leben greift. Der Fundus, aus dem er schöpft, ist unendlich, denn dieser Fundus ist nichts weniger als die Welt in allen ihren Teilen. Eisenberger betreibt seine Kunst nämlich ernsthaft (im Unterschied zu „ironisch“) als Weltaneignung, indem er verwertet und verwandelt, was ein Ort hergibt und was andere keines Blicks mehr würdigen. Es ist eine Welt der einfachen Dinge jenseits ihres Gebrauchs- und Tauschwerts, ein chaotisches Universum aus Kartonagen, Pornoheften, Geweihstangen, gelaufenen Postkarten, abgespielten Schallplatten, Tannenzapfen, liegen gebliebenen Strapsen, Ultraschallaufnahmen von Föten, Bildern von seinem Großvater und von Marilyn Monroe, Klebeband en masse, Haarabfall vom Friseur, Wortspenden von Passanten und jede Menge Farbe, schlichtweg alles, was es gibt, dient ihm als Material. Tja, wofür? Für neue Weltteile, die zum Betriebssystem Kunst gehören. Skurriles Zeug wie Betondackel auf Rehbeinen, Christen-Kreuze und David- ebenso wie Kommunistensterne aus Wasserwaagen, „Guten Morgen“-Grüßen aus Kuhmist, Klebeband-Kokons, denen er entschlüpft, sie wie eine alte Haut abstreift, passend zu seiner täglichen Metamorphose als Künstler. (...)
Wo Eisenberger auch hinkommt, das Material für seine Arbeiten ist schon dort. Er entnimmt es stets seiner Umgebung. Ob in der Natur oder am Bauernhof, in der Innenstadt oder im Museum, alles, was gerade zur Hand ist, wird verwendet, verwandelt, verwertet. Deshalb greifen alle Etiketten wie „Land Art“ oder „Street Art“ zu kurz, denn Eisenbergers unentwegter Kunst-Kraftakt, selbst die tägliche Arbeit im Atelier trägt den Charakter einer Dauer-Performance, wodurch der Arbeitsprozess wichtiger wird als das Ergebnis. Der Künstler arbeitet oft in Serien, experimentiert dabei mit Ideen und Materialien bis er ihrer überdrüssig wird und die Arbeiten zunehmend lässiger und ungestalteter werden. In seinen Ausstellungen greift er gerne auf frühere Gestaltungen zurück, variiert und kombiniert diese mit Neuem und geht dabei bis an die Grenze der Belastbarkeit für Material und Mensch.“
Auszug aus dem Text „Über Christian Eisenberger und seine Kunst“ von Martin Titz, 2010.